Letztes Update am 3. Dezember 2024 by Jürgen Blaschke
Was erwartet Sie hier?
Eine detaillierte Entdeckungsreise durch die Heilbronner Kilianskirche, ihre Baugeschichte, ihre architektonischen Wunder und die Bedeutung für die Stadt. Ob Sie Heilbronner sind oder nicht, dieser Artikel wird Ihnen die Kirche näherbringen – und vielleicht planen Sie schon bald einen Besuch.
Inhaltsverzeichnis:
- Geschichte der Kilianskirche: Ein langer Weg durch die Jahrhunderte
- Architektur und Bauweise: Gotik trifft auf Romanik
- Der Kiliansturm: Ein architektonisches Highlight
- Die symbolische Bedeutung des Kiliansturms
- Die Kunst im Detail: Skulpturen und Ornamente
- Was kann man in der Kilianskirche entdecken?
- Ein Blick auf die Baugeschichte des Turms
- Der Kiliansturm und der Zweite Weltkrieg
- Die Glocken der Kilianskirche: Eine Rückkehr nach dem Krieg
- Das Geläut der Kilianskirche Heilbronn: Klangvolle Geschichte und Erinnerungen
- Ein Blick in die Zukunft: Warum der Kiliansturm immer noch wichtig ist
- Fazit: Die Kilianskirche – Ein Muss für Heilbronn-Liebhaber
- Quellen
Geschichte der Kilianskirche: Ein langer Weg durch die Jahrhunderte
Die Kilianskirche in Heilbronn ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein bedeutendes Denkmal der Geschichte und Kultur der Stadt. Die Grundmauern reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, doch wie viele Kirchen wurde auch diese in verschiedenen Phasen erweitert und umgebaut. Besonders beeindruckend ist der Westturm, der erst im 16. Jahrhundert fertiggestellt wurde und heute das unverwechselbare Wahrzeichen der Kirche darstellt. Die Heilbronner Bürgerschaft spielte eine zentrale Rolle beim Bau des Turms. Ursprünglich war eine Doppelturmfassade geplant, ähnlich wie bei vielen Bischofskirchen jener Zeit. Doch der Heilbronner Rat entschied sich für einen Einzelturm, ein Symbol für die Freiheit und Eigenständigkeit der Reichsstadt. Dies war eine bewusste Abgrenzung von den Bischofsstädten, die traditionell mehrere Türme besaßen.
Architektur und Bauweise: Gotik trifft auf Romanik
Der Bau der Kilianskirche ist ein Paradebeispiel für die Verbindung verschiedener Architekturstile. Das Langhaus stammt aus dem 13. Jahrhundert und zeigt deutlich hochgotische Elemente. Besonders die Seitenschiffe mit ihren Spitzbögen und den reich verzierten Kapitellen sind Zeugen dieser Bauzeit. Im Gegensatz dazu wurde der Westturm, der zwischen 1507 und 1529 errichtet wurde, von der Spätgotik und der Romanik beeinflusst.
Der Kiliansturm: Ein architektonisches Highlight
Der Kiliansturm ist ohne Zweifel das Prunkstück der Kilianskirche. Der Turm besteht aus mehreren Bauabschnitten und hebt sich deutlich von der restlichen Kirche ab. Seine Basis ist querrechteckig und weist gotische Elemente auf. Darüber erhebt sich ein quadratisches, dann achteckiges Turmgeschoss, das in einem kunstvoll verzierten, laternenförmigen Aufsatz gipfelt. Diese architektonische Entscheidung, vom Viereck ins Achteck überzugehen, verleiht dem Turm seine besondere Anmut.
Ein bemerkenswertes Detail am Kiliansturm ist die freistehende Wendeltreppe, die sich an der Außenseite des Turms emporzieht. Diese Konstruktion war in der damaligen Zeit ein technisches Meisterwerk und wird bis heute von Architekturliebhabern bewundert. Der Baumeister Hans Schweiner stellte 1513 am Westturm satirische Figuren dar, um die religiösen Missstände seiner Zeit zu kritisieren. 1529 erhielt der Turm seine Krönung mit dem berühmten „Männle“, einem Landsknecht.
Die symbolische Bedeutung des Kiliansturms
Der Kiliansturm wurde nicht nur als Glockenträger und Feuerwache genutzt – er war auch ein Symbol der bürgerlichen Macht. An der Spitze des Turms thront eine Skulptur eines Landsknechts mit dem Reichsstadtbanner, ein klares Zeichen für die Eigenständigkeit und Wehrhaftigkeit der Stadt Heilbronn. Die Skulptur wurde von Hans Schweiner, dem verantwortlichen Architekten, entworfen und sollte die Bürgerschaft daran erinnern, dass ihre Freiheit hart erkämpft wurde.
Der Turm diente zudem als Repräsentationsbau der Stadt und überragte in seiner Zeit alle anderen Gebäude. Die Heilbronner waren stolz auf ihren Kiliansturm und versuchten, sich mit anderen Städten zu messen, die ebenfalls prächtige Kirchtürme bauten, wie zum Beispiel Freiburg im Breisgau und Ulm.
Die Kunst im Detail: Skulpturen und Ornamente
Neben der beeindruckenden Architektur des Kiliansturms bietet die Kilianskirche auch eine Fülle an kunstvollen Details. Besonders erwähnenswert sind die Wasserspeier, die nicht nur dekorativ sind, sondern auch eine praktische Funktion erfüllen, indem sie Regenwasser von der Fassade ableiten. Viele dieser Wasserspeier zeigen groteske Figuren und Dämonen, die damals symbolisch dazu dienten, böse Geister von der Kirche fernzuhalten.
Ein weiteres Highlight sind die Reliefs und Skulpturen, die den Turm schmücken. Sie zeigen sowohl mythologische Wesen als auch Alltagsszenen. Besonders auffällig sind die Darstellungen von Fabelwesen, die halb menschlich, halb tierisch gestaltet sind. Diese Kreaturen symbolisieren oft die Dualität des Lebens oder die Abgrenzung zwischen Gut und Böse.
Was kann man in der Kilianskirche entdecken?
Ein Besuch in der Heilbronner Kilianskirche lohnt sich für jeden Architektur- und Geschichtsliebhaber. Neben dem beeindruckenden Kiliansturm gibt es zahlreiche weitere Highlights zu entdecken:
- Der Hauptaltar: Ein spätgotisches Meisterwerk, das kunstvoll geschnitzte Szenen aus dem Leben Christi zeigt.
- Die Chorfenster: Diese gotischen Fenster sind reich verziert und zeigen biblische Szenen in farbenfrohem Glas.
- Die Glocken: Im Kiliansturm hängen mehrere historische Glocken, die bis heute regelmäßig läuten.
- Die Mitarbeiter*innen des Weltladens gegenüber der Kilianskirche (Kirchbrunnenstraße 32) öffnen Ihnen gerne von Montag bis Freitag zwischen 10 und 17 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr die Zugangstür zum Turm. Der Eintritt beträgt 2,50 EUR / Person. Bei Gruppen ab 10 Personen ist die 11. Karte gratis. Bitte hinterlassen Sie bei der Anmeldung Ihre Kontaktdaten, diese werden nach vier Wochen verlässlich gelöscht.
Ein Blick auf die Baugeschichte des Turms
Der Bau des Kiliansturms begann 1507 unter der Leitung von Hans Schweiner, einem der bedeutendsten Architekten seiner Zeit. Die ersten Arbeiten konzentrierten sich auf die Fundamente und den Unterbau des Turms, der aus der Doppelturmfassade hervorgegangen war. Ab 1510 erfolgte der Bau des eigentlichen Turms, der in mehreren Etappen bis 1529 fertiggestellt wurde.
Interessanterweise besichtigte der Augsburger Werkmeister Burkhard Engelberg im Jahr 1508 die Baustelle und hinterließ seine Zustimmung für den Bau. Schweiner setzte den Bau mit einer besonderen Mischung aus gotischen und romanischen Elementen fort, wobei er innovative Techniken anwendete, die den Kiliansturm zu einem der prächtigsten Türme seiner Zeit machten.
Der Kiliansturm und der Zweite Weltkrieg
Die Kilianskirche hat viele historische Ereignisse miterlebt, doch besonders der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren. Der Turm wurde schwer beschädigt, viele der kunstvollen Skulpturen und Details gingen verloren. Der Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren brachte die Kirche zwar in ihrer ursprünglichen Form zurück, doch die Schäden waren erheblich. Viele der Skulpturen am Kiliansturm wurden durch Nachbildungen ersetzt, doch einige Originale können heute noch in Heilbronner Museen bewundert werden.
Die Glocken der Kilianskirche: Eine Rückkehr nach dem Krieg
Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Glocken in Deutschland eingeschmolzen, um Material für die Rüstungsindustrie bereitzustellen – darunter auch die der Kilianskirche. Eine der Glocken, die ursprünglich aus dem Jahr 1400 stammt, überlebte diesen Einschnitt. Sie wurde nach dem Krieg in einem Hamburger Glockenlager gefunden und konnte dank der Initiative der Heilbronner Bürger zurückgebracht werden.
Wussten Sie schon?
• Baujahr der Glocke: Um 1400.
• Fundort: Hamburger Glockenlager.
• Heutige Nutzung: Die Glocke läutet wieder in der Kilianskirche.
Das Geläut der Kilianskirche Heilbronn: Klangvolle Geschichte und Erinnerungen
Die Kilianskirche in Heilbronn ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein Ort, der durch sein beeindruckendes Geläut Geschichte lebendig hält. Mit neun Glocken, die sowohl aus dem Mittelalter als auch aus der Nachkriegszeit stammen, bietet sie ein einzigartiges Klangerlebnis und eine tiefgehende Verbindung zur Stadtgeschichte.
Das Geläut: Eine Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart
Die Glocken der Kilianskirche sind mehr als nur ein akustisches Element. Sie erzählen von der langen Geschichte Heilbronns und davon, wie sich die Stadt über die Jahrhunderte verändert hat.
• Anzahl der Glocken: Neun.
• Älteste Glocken: Aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
• Nachkriegs-Glocken: Sechs Glocken wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der Glockengießerei Bachert in Heilbronn gegossen.
Jede Glocke hat ihre eigene Bedeutung und trägt dazu bei, dass die Kilianskirche nicht nur ein religiöser, sondern auch ein kultureller Mittelpunkt der Stadt bleibt.
Die “Dominica”: Klang der Erinnerung
Eine der beeindruckendsten Glocken ist die „Dominica“, die 1953 gegossen wurde. Sie ist eine Gedenkglocke für die Opfer des verheerenden Luftangriffs auf Heilbronn am 4. Dezember 1944.
• Inschrift: „Alles Fleisch ist Gras, aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit.“
• Symbolik: Ein Christusmonogramm unter einer Krone ziert die Glocke.
Jedes Jahr am 4. Dezember erklingt die Dominica und erinnert an die tragischen Ereignisse, die die Stadt nachhaltig prägten.
Die “Feuerglocke”: Die älteste Stimme Heilbronns
Noch älter und ebenso bedeutend ist die „Feuerglocke“ aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist die älteste noch erhaltene Glocke in Heilbronn und wird ebenfalls am 4. Dezember um 15 Uhr geläutet. Damit wird nicht nur an die Zerstörung der Stadt erinnert, sondern auch an ihre Widerstandskraft und den Wiederaufbau.
Das vollständige Geläut: Nur zu besonderen Anlässen
Das gesamte Geläut der Kilianskirche ist ein besonderes akustisches Erlebnis, das nur zu ausgewählten Anlässen zu hören ist:
• Anlässe: Ostern, Pfingsten, Weihnachten und der 4. Dezember.
Die Kilianskirche: Ein architektonisches Meisterwerk
Die Kilianskirche selbst ist ein historisches Juwel Heilbronns. Ihre ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert, und ihr achteckiger Turm ist eine Besonderheit: Er gilt als der erste Turm mit Renaissanceelementen nördlich der Alpen.
Ein klingendes Denkmal
Das Geläut der Kilianskirche verbindet Heilbronns Vergangenheit mit der Gegenwart und erinnert an wichtige historische Ereignisse. Ob bei einem Besuch der Kirche oder beim Lauschen des gesamten Geläuts zu einem besonderen Anlass – diese Glocken erzählen die Geschichte einer Stadt, die nie ihren Klang verloren hat.
Ein Blick in die Zukunft: Warum der Kiliansturm immer noch wichtig ist
Der Kiliansturm ist heute nicht nur ein touristisches Highlight, sondern auch ein Symbol für das Durchhaltevermögen und die Stärke der Stadt Heilbronn. Die Kirche und ihr Turm sind Zeugen der Geschichte, die Generationen überdauert haben. Die aufwendigen Restaurierungen und die Pflege der Kirche zeigen, wie wichtig dieses Bauwerk für die Stadt und ihre Bürger ist.
Planen Sie einen Besuch in Heilbronn? Dann sollte die Kilianskirche ganz oben auf Ihrer Liste stehen. Ob Sie die beeindruckende Architektur bestaunen, den Kiliansturm besteigen oder einfach die Ruhe in der Kirche genießen möchten – dieser Ort bietet für jeden etwas.
Fazit: Die Kilianskirche – Ein Muss für Heilbronn-Liebhaber
Die Heilbronner Kilianskirche ist mehr als nur ein religiöses Bauwerk. Sie ist ein Stück lebendige Geschichte, ein Symbol für die Freiheit der Stadt und ein herausragendes Beispiel für mittelalterliche Architektur. Ob Sie sich für Geschichte, Architektur oder Kunst interessieren – ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Quellen
- Karl Halbauer: Der Westturm der Heilbronner Kilianskirche: Beschreibung und kunstgeschichtliche Einordnung
- Stadtarchiv Heilbronn: Geschichte der Kilianskirche und des Kiliansturms